Mit Innovationen der Oberklasse

So oder ähnlich hat ein Autohersteller vor wenigen Jahren einen seiner Kleinwagen beworben. Mittlerweile könnte man dies aber auch zu den Einsteiger CPUs von AMD sagen. AMD hat in seiner ZEN 2 Architektur (Ryzen 3000 Serie) 2 neue CPUs am Markt die zwischen €110 – €160 kosten was für kleinere Einstiegs CPUs jetzt nicht weiter ungewöhnlich ist, doch es handelt sich hierbei um Hyperthreading CPUs. Wobei das nicht ganz stimmt, da Hyperthreading der Name von Intels Technologie ist, bei AMD nennt sich das ganze SMT macht aber im Wesentlichen dasselbe. Ich könnte nun lange breit und ausschweifend erklären, wie das Ganze funktioniert, dann werden aber vermutlich viele nach den ersten 2 Sätzen sich die Schläfen reiben, also werde ich es stark vereinfacht erklären.

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Beim 3100 und 3300X handelt es sich um CPUs mit 4 echten Rechenkernen und 4 „virtuellen“ Kernen was die CPUs als 8 Kerner darstellt, oder um es noch einfacher zu sagen, ist das SMT aktiviert, kann 1 Kern dieselbe Menge an Berechnungen in wesentlich geringerer Zeit durchführen*.

Neu ist nicht neu:

Das Ganze ist nicht neu und CPUs mit vermeintlichen 8 Kernen sind ebenfalls im Jahr 2020 keine neue Erfindung mehr, Intel hat bereits mit dem Core i7 im Jahr 2009 CPUs dieser Art eingeführt.
Bis dato war es jedoch so, dass für einen CPU mit 8Threads (4 Kerne 8 Rechenwerke) rund € 320,– ausgeben werden musste, so ist gegenwärtig der noch erhältliche I7 7700K für € 345 im Internet zu erwerben.
Da schluckt man natürlich erst mal richtig und prüft, wie viele Motten sich gerade in der Geldbörse tummeln, bevor da zugeschlagen wird. Doch dann kam AMD mit Ryzen und Zen 2 und alles änderte sich. Denn der AMD Ryzen 3 3100 mit 8x 3,6GHz und 4Kernen 8 Threads ist schon ab € 112,– erhältlich und bringt ohne Übertaktung eine nahezu ähnliche Leistung, während der nur ~ € 50,– teurere 3300X dem i7 7700K in sämtlichen Tests den Rang abläuft, trotz gleicher Leistungsaufnahme wie beim 3100.
Natürlich ist es etwas komplexer, da der 3300X nicht nur etwas höher getaktet ist, als der 3100 sondern auch eine etwas andere Architektur hat, was ihm den Leistungsvorteil gegenüber dem 3100 bringt.

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Warum gleich 2 Einsteiger CPUs?

Weil Konkurrenz das Geschäft beflügelt, zum einen stehen die neuen B550er Chipsätze vor der Tür, die nur mehr ab Zen2 aufwärts Unterstützung bieten. Somit muss genau hierfür eine Einstiegsklasse her.
Während der 3100 ganz klar den Intel Core i3 gegenüber steht, soll der 3300X eindeutig die Core i5 CPUs angreifen. In dem Segment bietet Intel dann zwar schon 6 Kerne mit 12 Threads doch bleibt der Leistungsabstand zum 3300X mit seinen 8 Threads sehr überschaubar und beläuft sich auf ~8%. Ausnahme sind Anwendungen, die eben wirklich auf mehr Kerne setzen denn da heißt mehr Kerne auch mehr Leistung.

Wenn die Grafikkarte fehlt:

Bei all den Lobeshymnen auf AMD und die beiden neuen 3100 / 3300X CPUs muss dazu gesagt sein, dass beide keine Grafikeinheiten mitbringen. Während beim Konkurrenten Intel die aktuellen CPUs sowohl mit als auch ohne integrierter Grafikeinheit zu haben sind (Zusatz F für CPUs ohne Grafikeinheiten z.B. i5 10400F) gibt es diese bei den beiden AMD Modellen derzeit nicht. Das führt wiederum dazu, dass eine Grafikkarte extra dazu erworben werden muss und damit die beiden CPUs für sehr kleine ITX Systeme eigentlich nicht in Frage kommen und die Kosten des PCs für die Anschaffung um mindestens € 90 ansteigen, um eine ansatzweise brauchbare Grafikkarte zu bekommen.
Hier liegt Intel ganz klar mit dem aktuellen Core i3 10100 mit integrierter UHD 630 Grafik besser im Rennen. Auch der i3 ist ein 4 Kerner mit 8 Threads, kann aber in der reinen Leistung dem 3100 nicht im Ansatz das Wasser reichen. Auch ist die UHD 630 Grafik schon etwas in die Jahre gekommen und weite Sprünge sind damit ohnehin nicht möglich, was bei einem Bürosystem, auf dem den ganzen Tag bestenfalls korrespondiert wird, aber mehr als nur egal sein sollte.
Somit bleibt zwar bei AMD der günstige Preis für wirklich tolle und starke CPUs, insgesamt bleibt aber ein Wermutstropfen zurück da CPUs ohne Grafikeinheiten in der Regel wesentlich höhere PC-Klassen bedienen.
Aber auch Autos werden immer größer, obwohl sie noch denselben Namen wie vor 20 Jahren tragen, also warum sollte nicht auch bei den PCs und den CPUs alles einmal nachrücken und z.B. ein Einstiegs-CPU-Segment sich um eine ganze Klasse nach oben schieben.

Fazit:

Hier driften wahrscheinlich die Meinungen wieder weit auseinander, Fakt ist, dass beide CPUs mehr als ausreichend Leistung bringen, um sich mit Gaming, Videoschnitt oder auch CAD zu beschäftigen, zumindest für den Einstieg in die Materie.
Zwischen den beiden CPUs liegen etwa € 50 und mit beiden Augen zudrücken ~ 7% Leistungsunterschied, ohne Optimierung und ohne Übertaktung.
Für einen Allrounder, der alles ein wenig bedienen soll, ist klar der 3100 die interessanteste Wahl, habe ich ein konkretes Ziel vor Augen, möchte aber erst in die Materie einsteigen, wie z.B. Bildbearbeitung mit Lightroom usw., ist der 3300X der bessere Kandidat.
Insgesamt muss ich jedoch sagen das für mich persönlich der 3100 der klare Gewinner über die ganze Länge ist, denn ein i7 Pendant für etwas über € 100 ist einfach unschlagbar.

* Es handelt sich bei dem mit Stern markierten Satz um eine sehr stark vereinfachte Erklärung zu der Technologie. Eine genaue Erklärung zu SMT ist hier nachzulesen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Simultaneous_Multithreading
https://de.wikipedia.org/wiki/Hyper-Threading